Karotten statt Käse – wie man wirklich Wasser sparen kann
Wenn es darum geht, Wasser zu sparen, denkt man als Erstes an tropfende Wasserhähne oder den Tipp, beim Haare shampoonieren die Dusche abzustellen. Aber wenn man sich einmal anschaut, wie viel Wasser jeweils bei der Produktion von Lebensmitteln oder Konsumgütern wie Autos oder PCs verbraucht wird oder mit welcher Menge Wasser ein Golfplatz in Spanien bewässert werden muss, dann kommt man gleich in ganz andere Kategorien. Während wir dieses Jahr schon im Wasserwerk Starnberg zu Besuch waren, geht es jetzt um das Stichwort „virtuelles Wasser“, mit dem man seinen persönlichen Wasserfußabdruck ermitteln kann.
Den meisten Menschen ist die Tatsache bekannt, dass Fleisch deutlich mehr Wasser verbraucht, bis es als Schnitzel auf dem Teller landet. Klingt einleuchtend. Ein Rind steht im Stall oder auf der Weide, es trinkt selbst täglich Wasser und frisst Futter, für dessen Herstellung Wasser verbraucht wurde. Dazu kommt der Bauer mit dem Wasserschlauch zum Saubermachen in den Stall…die Liste ließe sich noch beliebig verlängern. Selbst im Laufe eines relativ kurzen Bullenlebens kommt so einiges zusammen: für 1 kg Rindfleisch sind etwa 15.400 Liter Wasser verbraucht worden – wer also regelmäßig gerne Schnitzel & co. isst, kann beim Duschen noch so viel sparen, das holt man im ganzen Leben nicht mehr rein.
Gemüse statt Gulasch lautet die erste Empfehlung. Denn 1 kg Karotten oder Tomaten liegen mit 130 bzw. 140 Litern da bei etwa 1/100 des Verbrauchs. Regionales Obst und Gemüse liegt beim Wassersparen natürlich deutlich vor importierten tropischen Früchten. Für 1 kg Avocado liegt der Bedarf bereits bei gut 1.000 Litern, dazu kommt, dass Avocados aus Regionen stammen, bei denen ohnehin schon Wasserknappheit herrscht, die sich durch die zunehmende Beliebtheit der grünen Vitaminbombe weiter verschärft. Die Kokosnuss toppt die Avocado allerdings nochmal deutlich: mit 2.500 Litern ist sie bei Obst und Gemüse leider Spitzenreiten und damit gleichauf mit dem Cheeseburger. Die Käseproduktion ist allerdings nicht zu unterschätzen, hier fallen pro Kilogramm 5.000 Liter an.
Einfacher geht’s nicht: wer bei Getränken die Umwelt schonen will, dreht einfach daheim den Hahn auf anstatt schwere Kisten in die Wohnung zu schleppen. Pro Liter verbraucht es rund 1.000 mal weniger Energie und Rohstoffe, wenn man Leitungswasser statt in Flaschen abgefüllte Getränke konsumiert. Und die Qualität ist in Deutschland flächendeckend gut. In der Region StarnbergAmmersee sogar ganz hervorragend. Der hohe Kalkanteil im Wasser ist zwar manchmal etwas nervig, wenn man öfters die Ablagerungen in Geräten entfernen muss, aber dafür gibt es dem Leitungswasser einen richtig guten Geschmack. Wenn schon gekauftes Mineralwasser, dann selbstverständlich aus der Region stammen und nicht mit dem LKW durch halb Europa gekarrt worden sein. Wem nur Wasser zu fad ist: Mit 132 Litern pro Tasse kann man immerhin rund 110 mal Kaffee trinken, bevor man auf den Wasserverbrauch von 1 kg Rindfleisch kommt.
Makelloses Grün soweit das Auge reicht, der gepflegte Rasen eines Golfplatzes braucht schon einige Mühe – und in trockenen Regionen auch recht viel Wasser. Während man in unseren recht regenreichen Breiten nicht viel wertvolles Nass verbraucht, zumal, wenn es mit modernen Anlagen und Brauchwasser bewässert wird, schlägt ein spanischer Golfplatz dagegen mit rund 700.000 Kubikmetern Wasser zu Buche. Da wäre Wandern als Hobby mehr angesagt. Viel sparen kann man übrigens auch, wenn man seine Shoppingtouren in Second Hand Läden verlegt, denn selbst ein T-Shirt verbraucht schon einiges in der Produktion, vor allem, wenn es in Ländern mit Wasserknappheit hergestellt wird. Ob Golfen oder Shopping – am besten fährt man natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, für die Produktion eines Neuwagens gehen übrigens gleich mal 400.000 Liter Wasser in den Abfluss.
In einem durchschnittlichen deutschen Haushalt werden täglich pro Person 120 bis 130 Liter verbraucht: Zähneputzen, Händewaschen, duschen, Toilette, Abwasch. Damit liegen die Deutschen im Vergleich nicht mal schlecht und deutlich hinter den Schweden mit 190l und den Italienern mit 210l. Dem gegenüber stehen aber täglich 3.900 Liter „virtuelles Wasser“, das notwendig ist für die Produktion von Gütern, die der Deutsche verbraucht. Die Relation zeigt, bereits wie wichtig es ist, der Umwelt zuliebe auf einen möglichst kleinen Wasserfußabdruck zu achten.
Studie von WWF zum Wasser-Fußabdruck Deutschland zum Download