Vor über 2.000 Jahren begann man in Griechenland die ersten Wasserwerke zu bauen, bis Mitte 19. Jahrhundert blieben Wasserleitungen jedoch oft ein königliches Privileg. Heute ist bei uns fließendes reines Trinkwasser rund um die Uhr verfügbar und beinahe kostenlos.
Hier, direkt am wasserreichsten See Bayerns, werden jeden Tag an die 5 Millionen Liter Trinkwasser in bester Qualität aus den Brunnen gepumpt. Das frische Nass kommt aus dem Trinkwassergebiet in der Maisinger Schlucht. Die Besonderheit: dem Wasser müssen keinerlei Zusätze beigefügt werden, seine Qualität ist absolute Spitze.
In diesem Monat werden wir den Weg des Wassers in Starnberg verfolgen – oberirdisch und auch unter der Erde.
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eine der größten Herausforderungen weltweit. In Afrika bleibt dieser Zugang 2 von 5 Menschen verwehrt – Krankheiten und Infektionen sind eine häufige Folge. Doch wie sieht es mit dem Thema Wasser eigentlich hier in der Region aus, rund um den wasserreichsten See Bayerns? Was sind die zentralen Aufgaben und Herausforderungen, die es in Starnberg und Umgebung zu bewältigen gilt? Die gwt Starnberg war im Wasserwerk unterwegs, hat das glasklare Nass im Hochbehälter bewundert, die zahlreichen hochmodernen Versorgungsanlagen inspiziert und sich vom Wassermeister alle Details rund um Rohre, Pumpanlagen und Brunnen erklären lassen. Ein echtes Highlight: die gwt war sogar dabei, als eine Brunnenpumpe ausgewechselt wurde. Ein solcher Austausch kommt nur alle 10-15 Jahre vor. Normal tief unter der Erde versteckt, konnte die massive Pumpe von Nahem betrachtet werden.
400 Liter Trinkwasser pro Sekunde können die Pumpen der Wasserwerke durch die Rohre schicken. Begonnen hat alles 1827, als die erste private Wasserleitung von der Quelle gebaut wurde, 1889 schaffte die erste und einzige Pumpe im „Wasserschlösschen Starnberg“ immerhin schon 12 Liter pro Sekunde. Heute können 7.000 m3 Wasser in den Behältern gespeichert werden, selbst wenn bei sommerlicher Hitze die Gärten gegossen werden, alle duschen wollen und gleichzeitig noch die Feuerwehr zum Löschen ausrücken muss. Selbst bei Stromausfall können über 24.000 Einwohner zwei Tage lang versorgt werden. Aber das ist ohnehin kein Thema mehr: seit 30 Jahren stehen Notstromaggregate zur Verfügung, die bei einem Netzausfall sofort anspringen.
gwt: „Wie steht es denn um die Qualität unseres Trinkwassers?“
L. Meiners: „Die ist wirklich herausragend. Das Wasser hier in der Region muss überhaupt nicht aufbereitet werden, wir haben weder Eisen noch Mangan im Wasser. Unsere Brunnen liefern bestes Trinkwasser, unser Job ist schlichtweg, dafür zu sorgen, dass diese Qualität erhalten bleibt bis zum Wasserhahn in Haus oder Wohnung.
Es ist schon interessant, da fahren manche Leute extra zur Apotheke und kaufen sich dort Brausetabletten mit Mineralien, dabei bräuchten sie einfach nur unser Leitungswasser trinken. Kalk hat eben auch positive Seiten. Außerdem ist Kalk ein wichtiger Geschmacksträger, entkalktes „weiches“ Wasser schmeckt ziemlich fad und irgendwie abgestanden.“
gwt: „Ein kostbares Gut: wie sichert man diese Top-Qualität unseres Wassers?“
L. Meiners: „Das Wichtigstes sind natürlich unsere Brunnen, die gilt es zu schützen. Das ist nicht einfach, wenn zum Beispiel plötzlich ein sturzbachartiger Regen runterkommt. Hier merken wir den Klimawandel: Regen- und Trockenperioden werden extremer. Landwirtschaft mit Düngemitteln oder ähnliches ist in Starnberg und Umgebung kein großes Thema. Die größte Herausforderung für uns sind allerdings die zahlreichen Hundehaufen im Wasserschutzgebiet der Maisinger Schlucht. Zusammen mit der sehr niedrigen Deckschicht von stellenweise nur 50 cm ist das ein echtes Problem. Es würde unsere Arbeit unglaublich erleichtern, wenn die Hundebesitzer die Haufen der Vierbeiner im Beutel an der Gassi-Station einwerfen würden. Und der zunehmende Maisanbau für Biogas-Anlagen tut dem Wasser auch nicht gut. Dann gibt es natürlich noch einen anderen Aspekt: alle unsere Versorgungsanlagen sind videoüberwacht. Allerdings springt uns da in der Regel höchstens mal eine Spinne vor den Bewegungsmelder und löst so den Alarm aus. Der häufigste Delikt dagegen ist Kupferdiebstahl, aber das traut sich jetzt mit den Kameras keiner mehr.“
gwt: „Ein Wasserrohrbruch gilt als der Super-Gau. Was tun Sie, um die Gefahr möglichst gering zu halten?“
L. Meiners: „Wir kalkulieren unseren Wasserpreis nicht politisch, sondern nach Aufwand. Da stellen wir genug Budget ein, um Rohre und Anlagen gut instand zu halten und ggf. zu sanieren. Uns ist es wichtig, um dem neuesten Stand der Technik zu sein und unseren Kunden Sicherheit zu bieten. Dabei gehen wir durchaus auch vor wie Detektive: mit hochmodernen Bodenmikrofonen messen wir Schallausbreitung in den Rohren und können so ein Leck zu finden. In 90% der Fälle klappt das bis auf wenige Zentimeter genau.“